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Burgauer Bedside-Screening


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Kognitive Bereiche der Untersuchung

SPRACHE

In der sprachlichen Kommunikation werden Form und Inhalt im semantischen Akt miteinander verbunden. Formen können auditiv, verbal oder auch taktil sein. Sie bestehen aus Lauten, Schrift, Bildern, Symbolen (Bliss) oder auch tastbaren Mustern (Braille). Die Inhalte sind in Erfahrungen gespeichert und als Wissen oder Handlungen abrufbar.
Sprachverständnis geht über das Signalverständnis hinaus, das situativ gebunden ist. Signale tragen Bedeutung und gehören zum nonverbalen Anteil der Kommunikation, stellen selbst aber keine sprachliche Leistung dar, die situationsüberschreitend ist („Gestern habe ich ....Wir treffen uns morgen um....“). Kommunikation bedient sich aber beider Kanäle, mit einem hohen Anteil unbewußter Signale.
Bei der Überprüfung des Sprachverständnis sollte darauf geachtet werden, neben den sprachlichen Formen keine Signale auf dem zweiten Kanal „mitzusenden“, die eine Reaktion nur auf der Grundlage von Signalverständnis ermöglichen und zu Fehlinterpretationen hinsichtlich des Sprachverständnis führen können (Beispiele: „Geben sie mir bitte die Hand“, wobei gleichzeitig die eigene Hand in einer “assoziierten Bewegung“ nach vorn geht und zum Signal für „Hand geben“ wird. Oder: „Sagen Sie bitte mal A“ wobei das „A“ so deutlich ausgeführt wird, daß es schon Signalcharakter für „A- machen“ bekommt. Angehörige senden häufig verstärkt nonverbale Signale beim Sprechen aus, um einen kommunikativen Kontakt zu ihrem schwerbetroffenen Kranken herzustellen.

Wortverständnis

Der Sprachebefund beginnt mit der Untersuchung des Sprachverständnis. Bei der ersten Aufgabe müssen gesprochene Worte (Hören) dem Inhalt nach auf den Fotos wiedererkannt und nonverbal identifiziert werden (Zeigen). Die Fotos stellen vertraute Alltagsgegenstände dar (Haushalt, Tiere, Freizeit). Die ersten Items sind am rechten Bildrand platziert.



Hören- Zeigen (Token)

Die Aufgabe ist vergleichbar mit Aufgaben im Token- Test , und schwieriger zu bewältigen als das Zeigen von vertrauten Objekten wie im Vortest beim Wortverständnis. Als relevante Information muss die Form, Farbe, Größe und in der 5. Aufgabe auch die Sequenzierung aus den sprachlichen Formen extrahiert werden.
Voraussetzungen sind die Fähigkeiten zum Unterscheiden von Farben, Formen und Größenverhältnissen. Mit einer Sortieraufgabe, zu der die farbigen Plastikplätchen aus der Sortierbox des Testkoffers genommen werden können, kann dies im Zweifelsfall abgeklärt werden: man beginnt damit, die Plastikteile z. B. nach der Farbe in kleinen Haufen zu sortieren - der Patient schaut zu. Nach ca. vier bis fünf Formen gibt man ihm die nächste Form in die Hand und bedeutet ihm, dass er sie jetzt dazulegen soll. In der Regel wird das Plastikteil richtig nach dem Kriterium zugeordnet. Der Inhalt der Handlung wird über visuelle Information verstanden und muß nicht aus der auditiven Sprachform extrahiert werden.

Lesesinnverständnis

Bei der Aufgabe müssen geschriebene Worte und kurze Sätze (Lesen) dem Inhalt nach auf den Zeichnungen wiedererkannt und nonverbal identifiziert werden (Zeigen). Die Zeichnungen stellen vertraute Objekte (Tiere, Musikinstrumente) und vertraute Alltagssituationen dar. Sie sind vertikal angeordnet.

Nachsprechen

Mit dem Nachsprechen beginnt die Prüfung der Fähigkeiten zur Sprachproduktion. Die Aufgabe kann abgekürzt werden, wenn der Patient bereits Lautsprache produziert. Sie ist vor allem für die globale Aphasie gedacht.

Benennen

Bei der Aufgabe „Benennen“ werden die 4 noch nicht behandelten Objekte aus der Vorlage zum Wortverständnis und ein neues Item vorgelegt. Es handelt sich um vertraute Alltagsgegenstände bis auf den „Globus“. Bei diesem Item können Bezeichnungen wie „Weltkugel“ oder „Kugel mit Landkarte“ auch als richtige Antwort gewertet werden.
Der Patient kann selbst entscheiden, mit welchem Objekte er beginnt. In der Regel werden es diejenigen Objekte sein, bei denen ihm die Wortfindung leicht fällt.
Für Patienten mit Gesichtsfeldproblemen kann das Benennen spaltenweise (siehe orangene Pfeile) erfolgen und die räumliche Orientierung dadurch erleichtert werden, dass die anderen Spalten abgedeckt werden.

Das Benennen kann auch schriftlich erfolgen, z.B. mit einer Kommunikationshilfe.



Vorlesen

Die Leistung, einer grafischen Form (Schrift) Inhalte zu entnehmen, war bereits beim Lesesinnverständnis Teil der Aufgabe. Treten Lesefehler auf und ist nicht sicher, dass der Patient die Schrift richtig erkennt, kann mit dem Manual SEHEN der Visus grob geprüft werden. Sind bei der Prüfung des Lesesinnverständnis Probleme deutlich geworden, die nicht mit der Schriftgröße oder dem Sprachverständnis zusammenhängen, kann mit der vorliegenden Aufgabe geprüft werden, ob eine Gesichtsfeldseinschränkung eine Rolle spielt. Dafür werden die Items aufsteigend in ihrer horizontalen Ausdehnung größer. Die Aufgaben zum Lesesinnverständnis, Visus und zum Vorlesen sind einerseits redundant, unterscheiden sich aber in möglichen Störungsaspekten.
Nach der Prüfung des Vorlesens einzelner Worte und eines Satzes kann z. B. mit dem Vorlesen einer Geschichte im Manual LESEN & SCHREIBEN fortgefahren werden, die sensitiv für leichtere Gesichtsfeldsausfälle und Neglectdyslexie ist.
Zur Abklärung einer Dyslexie, die mit einer visuellen Wahrnehmungsstörung verbunden ist, enthält das Manual SEHEN eine Aufgabe zur visuellen Diskrimination von bedeutungslosen Schriftformen, die als „gleich“ oder „verschieden“ erkannt werden müssen.



SEHEN

Diagnostische Verfahren zur Untersuchung des Sehens / der visuellen Wahrnehmungsleistungen sind immer schon zahlreich verfügbar gewesen, ganz entsprechend der Vormachtstellung des Sehens über die anderen Sinne z.B. im Umfang der durchgeführten Forschung. Detaillierte Untersuchungen bedienen sich heute der Möglichkeiten des PC (z.B. die Programme VS oder TAP) oder anderer elektronischer Geräte (z.B. Perimeter) und setzen ein höheres Maß an Mobilität und verständiger Mitarbeit voraus.
In diesem Teil werden das Sehvermögen und die Diskrimination von Formen in einfacher Weise geprüft, zur ersten Orientierung über visuelle Leistungen, die zur Exploration und Unterscheidung von Abbildungen (Zeichnungen, Fotos) oder Schriftformen eingesetzt werden, aus denen eine Vielzahl von Testvorlagen nun einmal besteht. Das Screening visuell- kognitiver und visuell- konstruktiver Leistungen (s.u.) kann später die Untersuchung vertiefen.

Sehvermögen (Visus)

In der Regel unter Verwendung von Sehhilfen (Brille) wird anhand von Worten und Zahlen in ansteigenden Schriftgrößen geprüft, welches Wort noch erkennbar / lesbar ist. Die Schriftgrößen .8,5 und .12 ermöglichen das Lesen von Text in Zeitungsspalten. Im Testkoffer beigelegt ist eine extra Seite mit 6 Lesetafeln, die ausgeschnitten und einzeln vorgegeben werden können. Sie eignen sich recht gut zur groben Visusabschätzung. Die Vorlage „Visus“ im Manual selbst besteht aus 5 Items , hier ist eine Zuordnung zum vermutlichen Visus nicht „geeicht“. Die weiteren Vorlagen im Bedside-Screening zum Lesen sind in den Größen .24 (Worte, Satz) oder .14 (Lesetext Neglect) geschrieben. Für Aphasiker kann die Vorlage mit Bildern in „windings“ zum Zuordnen/ Wiedererkennen benutzt werden



Visuelle Diskrimination - freie Figuren

Die Figuren dieser Aufgabe sind den Figuren des Nonverbalen Lerntests (NVLT) in der Art ihrer Konstruktion neu nachgebildet worden. Sie werden hier im Screening als „Fadenfiguren“ bezeichnet, weil sie aus 2 oder mehr „Fäden“ mit losen, nicht geschlossenen Enden zusammengesetzt sind. Die Aufgabe besteht darin, zwei Figuren als „gleich“ oder „verschieden“ zu beurteilen. Die Figuren sind komplex genug, um Anforderungen an die visuelle Informationssuche (Exploration) zu stellen und erfordern einen Wechsel beim Vergleichen zwischen ganzer Gestalt und Teilsegmenten der Figuren. Andererseits ist die Aufgabenschwierigkeit nicht zu groß, da die Verschiedenartigkeit von zwei Figuren immer mehrfach in verschiedenen Teilen vorhanden ist, d.h. sie muß nicht erst durch genaues Suchen entdeckt werden wie bei einer „Suchaufgabe“ ( z.B. Differix.). Die Beurteilung der Gleichheit ist aufwändiger und erfordert mehr Exploration als die Beurteilung der Verschiedenartigkeit, die bereits aus der Entdeckung einer Inkongruenz gefolgert werden kann.
Die Figuren sind vertikal für den Vergleich angeordnet, um Auswirkungen eines Neglects zu minimieren.



Visuelle Diskrimination - Wortformen

Lesen erfordert das Wiederererkennen und Diskriminieren von grafischen Formen, die aus einzelnen Zeichen (Buchstaben) zu Mustern oder Schriftformen zusammengesetzt sind. Dies ist, unabhängig von Inhalt, eine Leistung der visuellen Wahrnehmung. Bei der Oberfächendyslexie ist dieser Anteil der visuellen Wahrnehmung mit gestört. Können andererseits Schriftformen visuell gut diskriminiert werden, liegt das Problem in der Schwierigkeit, den sprachlichen Formen Inhalte zu entnehmen.
Die Prüfung der visuellen Diskrimination von Schriftformen wird üblicherweise mit „Nonsensworten“ durchgeführt, um Einflüsse der Wortbedeutung auszuschließen. Bei der vorliegenden Aufgabe haben wir uns am Verbalen Lerntest VLT orientiert und ähnliche Aufgaben nachgebildet. Im Unterschied zum VLT benutzen wir Groß- und Kleinbuchstaben, wie sie üblicherweise im Alltag benutzt werden. Für die Wahrnehmung bieten die Groß- und Kleinbuchstaben deutlichere Kontraste als nur Großbuchstaben. Die Differenzierung ist dadurch etwas einfacher.

SPÜREN

Die Untersuchung der somatosensiblen (taktilen) Leistungen und der haptischen Wahrnehmungsleistungen gehört nicht unbedingt zu den Routinen der neuropsychologischen Diagnostik. Solche Befunde werden noch gern dem Neurologen oder Physiotherapeuten überlassen. Die Untersuchung der taktilen und haptischen Leistungen gehört aber unbedingt zur neuropsychologischen Diagnostik dazu und wurde deshalb auch in das Beside- Screening aufgenommen. Neuere Untersuchungen weisen auf die Bedeutung haptisch- räumlicher Wahrnehmungsstörungen für die Beeinträchtigung in Alltagsleistungen hin, es gibt inzwischen auch einen brauchbaren Test zur Untersuchung der haptischen Leistungen. Eine eigene Studie hat einen Anteil von 60% der Patienten einer Stichprobe (Phase B und C) ergeben , die in komplexen haptischen Tests deutliche Leistungsstörungen zeigten (Peschke, 2004).
In der Regel werden vom Neurologen Prüfungen zur Hautsensibilität (taktile Leistungen) und Einzelaufgaben zur Stereognosie (Geldstück, Schlüssel) dem Patienten vorgegeben. Eine Untersuchung mit komplexen haptischen Tests erfolgt nicht, und haptisch- räumliche Wahrnehmungsstörungen können demzufolge nicht diagnostiziert werden. Die Stereognosie für Alltagsgegenstände als Erkennen von Einzelobjekten ist eine vergleichsweise einfache Leistung gegenüber den Anforderungen an die haptische Wahrnehmungsaktivität in Alltagshandlungen mit zwei und mehr Gegenständen.Unauffällige stereognostische Leistungen sagen daher noch nichts über mögliche alltagsrelevante haptisch-räumliche Wahrnehmungsstörungen aus. Diese müssen gesondert befundet werden. Für ein Screening ist die Untersuchung haptischer Wahrnehmungsleistungen z.B. mit dem Taktilen Formerkennungstest (TFE) zu aufwändig.

Sensibilität - Bewegungsrichtung

Das Wahrnehmen und Lokalisieren von sukzessiven Reizeindrücken auf der Hautoberfläche gehört mit zu den einfachsten taktilen Wahrnehmungsleistungen. Es ist als „directional sense“ mit Voraussetzung für kognitive Erkennensleistungen in der Graphästhesie (auf die Haut schreiben). Mit einem Bleistift oder Holzstäbchen wird bei der Prüfung der Wahrnehmung der Bewegungsrichtung über die Innenhandfläche der Hand gefahren. Der Patient soll die Richtung der Bewegung (Hin zum Körper – weg vom Körper) beurteilen.



Haptische Wahrnehmung - Stereognosie für Alltagsgegenstände

Der Aufgaben zur Stereognosie im Bedside- Screening sind Bestandteil des Stereognosietest für Alltagsgegenstände (STAG), der vom Autor als standardisiertes Verfahren entwickelt wurde. In einer Vorstudie wurden dazu 40 vertraute Alltagsgegenstände 12 gesunden Versuchspersonen zum Benennen vorgegeben. Die Vorstudie bestätigte die Ergebnisse einer Studie von Klatzky, Lederman und Metzger (1985) mit 100 vertrauten Objekten, die von gesunden Probanden im Durchschnitt innerhalb von zwei bis fünf Sekunden benannt werden konnten. Die ausführende Händigkeit der Probanden hatte keinen Einfluß auf die Wiedererkennensleistung.
Aus den 40 Burgauer Gegenständen wurden 12 Gegenstände ausgewählt und zu 2 vergleichbaren Sets mit jeweils sechs Gegenständen für die linke bzw. rechte Hand zusammengestellt
(s. Abbildung ). Die Gegenstände sind im Testkoffer vorhanden.



Jedes Set enthält kleine und größere Gegenstände aus verschiedenen Materialien mit Formmerkmalen, die „mit einem Griff“ (z.B. Tennisball, Schlüssel) oder nur durch sukzessive Exploration (z.B. kleiner Blumentopf mit Loch, Pinsel mit Holzgriff) erfaßt werden können.

Es liegen Normen für den Test (mit zwölf Gegenständen) vor (N=56). Im Screening werden nur jeweils 5 Gegenstände geprüft bzw. in das Testformular eingetragen, es sollte aber jeweils der 6. Gegenstand (Papierrolle, Blumentopf) noch mit geprüft werden, um die vorhandenen Normen anwenden zu können.



PRAXIE

Leistungen zur Praxie werden unter zwei Aspekten geprüft: die ideomotorische Praxie prüft die Ausführung von Bewegungsfolgen ohne Interaktion mit Gegenständen und unter Ausschluss visueller Kontrolle (Aufgaben z.B. von Poeck oder Goldenberg). Sie wird noch einmal unterteilt in buccofaciale Praxie einerseits und Bewegungsfolgen mit Arm/Handstellungen andererseits. Die sog. ideatorische Praxie (vergl. Poeck) wird in der Interaktion mit Gegenständen und in der Ausführung zielgerichteter Handlungsabfolgen unter visueller Kontrolle geprüft (vergl. Aufgaben von Poeck oder Prosiegel). Apraktische Störungen werden von den genannten Autoren in enger Beziehung zu aphasischen (linkshemisphärischen ) Störungen gesehen.
Aufgaben zur ideomotorischen Praxie können sinnhaft (Phantomime) oder sinnlos (Handstellungen ohne Bedeutung) sein. Die Instruktion kann verbal erfolgen, ist dann aber mit dem Risiko behaftet, dass eine fehlerhafte Ausführung die aphasische Verständnisstörung abbildet. In der Regel werden daher die Aufgaben zur ideomotorische Praxie nonverbal vorgemacht und der Patient zur Nachahmung aufgefordert.
Wir benutzen hier die Bezeichnung „gestische Praxie“ synonym mit „ideomotorischer Praxie“. Die gestische Praxie erfordert „Gesten“ ohne gegenständliche Interaktion, während die hier als „gegenständliche Praxie“ bezeichnete „ideatorische Praxie“ durch die Interaktion mit Gegenständen gekennzeichnet ist. Wir ziehen die Bezeichnung „gegenständliche Praxie“ der alten Bezeichnung „ideatorische Praxie“ vor, weil diese sich auf dem Niveau der Ausführung von Handlungsabfolgen kaum noch gegenüber den exekutiven (problemlösenden ) Handlungen unterscheidet. Die Aufgaben zur „gegenständliche Praxie“ im Bedside- Screening beschränken sich daher auf den Objektgebrauch, wobei kurze Reihenfolgen am Gegenstand ausgeführt werden können (z.B. Deckel vom Glas abschrauben), aber noch keine Handlungsabfolgen auf dem komplexeren Niveau von Alltagshandlungen (ADL`s) erfolgen. Die nonverbalen problemlösenden Alltagshandlungen wie Sich Waschen, Körperpflege, Sich Anziehen usw. werden von uns den exekutiven Leistungen zugerechnet und z.B. als exekutive Dysfunktion (EDF) diagnostiziert (in alter`ideatorischer` Diktion z.B. noch als „Ankleide-Apraxie“ benannt).

Gestische (ideomotorische) Praxie – Arm- Handstellungen

Zur Prüfung der gestischen Praxie werden die bedeutungslosen Gesten aus dem Apraxietest von Goldenberg (Goldenberg 19 ) benutzt. In der Regel wird dabei nur die Hand ipsilateral zur Läsion geprüft. Im Screening werden 2 Gesten zur Instruktion und 5 Gesten in den Aufgaben vorgemacht und vom Patienten dann nachgeahmt (imitiert).



Gegenständliche (ideatorische) Praxie - Objektgebrauch

Objektgebrauch im Alltag (Löffel, Glas, Rasierapparat) beruht auf Interaktionen zwischen der handelnden Person und seiner Umwelt, wobei die Gegenstände zur (beweglichen) Umwelt zählen. Objektgebrauch ist im Alltag immer in komplexere Handlungsstrukturen eingebettet, die das Heranholen, Benutzen, Wegräumen usw. als Glieder in einer „endlosen“ Kette von zielgerichteten Handlungsabfolgen im Laufe eines Tages enthalten. Gegenstände müssen aus den Schrank, vom Tisch weggenommen werden, sie müssen auch wieder losgelassen/ weggelegt werden, um die Hand für die nächsten Aktionen „frei“ zu machen. Teile müssen vom Ganzen getrennt werden (Verschluß von Flasche, Scheibe von Brot) oder mit anderen Gegenständen zusammengebracht werden (Deckel auf Kanne, Butter auf Brot). Die benutzten Gegenstände verändern dadurch ihren Ort (Topologie) und ihre räumliche Beziehung zueinander. Alltagshandlungen sind zusammengesetzt aus solchen „Veränderungen topologischer Beziehungen“ in der Umwelt (Affolter, 1989, 2000). Topologische Beziehungen können einfach oder komplexer zu realisieren sein und in einer Veränderung oder in Reihenfolgen von Veränderungen topologischer Beziehungen bestehen.. Die Aufgaben zur gegenständlichen Praxie sind in dieser Hinsicht gestaffelt:
Andere üblicherweise gebrauchte Aufgaben zur gegenständlichen (ideatorischen) Praxie wie z.B. Bleistift anspitzen, Kerze anzünden oder Papierstreifen abschneiden enthalten mehrere Gegenstände und rfordern in der Regel die Benutzung beider Hände. Die Bedside- Aufgaben wurden so konzipiert, dass sie (von einer gesunden Person) ohne Schwierigkeiten mit einer Hand ausführbar sind und auch von Hemiplegikern einhädig ausgeführt werden könnten. Patienten fehlt aber manchmal die „Idee“, wie sie die Ausführung einhändig organisieren sollen. Dann sind Hilfen, z.B. zum Stabilisieren des Glases, Schlosses, der Stiftkappe möglich, wenn der Patient schon Aktivität zeigt, die topologische Veränderung auszuführen.





HÖREN

Bei Patienten in der Komaremission wird häufig die Frage von Angehörigen oder Teammitgliedern gestellt, ob der Patient etwas „hört“. Gemeint ist damit in der Regel weniger, ob er überhaupt auditive Reize verarbeiten kann als Anzeichen beginnender kortikaler Aktivität, sondern vielmehr, ob und was er versteht, wenn er angesprochen wird oder wenn in seiner Gegenwart gesprochen wird. Hören ist in den kommunikativen Kontext eingebunden.
Nach einer Befundung der akustischen Reizverarbeitung durch Verhaltensbeobachtung unter der Fragestellung des Wachheitsgrades gehört die Untersuchung der auditiven Wahrnehmungsleistungen selbst nicht zu den Routinen der neuropsychologischen Diagnostik. Neuropsychologische Untersuchungsverfahren, z. B. mit Hilfe des Computers, sind wohl in Vorbereitung (MPI Leipzig), in der Praxis aber noch nicht einsetzbar. Daher muß in der Regel nach dem praktischen Plausibilitätsgrundsatz vorgegangen werden: " Wenn der Patient Sprache versteht, sind auch die Hörleistungen ausreichend vorhanden". Gelegentlich wird ein Audiogramm durchgeführt, um die Hörschwellen bei vermuteter Schwerhörigkeit zu messen. Therapeutische Konsequenzen bestehen in diesem Fall darin, den Patienten zu einem Ohrenarztkonsil zu schicken, verbunden mit der Fragestellung, ob ein Hörgerät angezeigt ist. Naheliegende Abklärungen eines Zusammenhangs zwischen auditiven Wahrnehmungsstörungen und Sprachverständnisstörungen können nicht durchgeführt werden.
Im Bedside- Screening können drei Aspekte des Hörens im Freifeld grob eingeschätzt werden.

Hörvermögen

Ähnlich dem Fingerreibeversuch wird das Hörvermögen durch die Aufgabe geprüft, eine Geräusch zu lokalisieren. Die Geräuschquelle (Papierreiben, Papier im Sortimentkasten im Testkoffer) wird hinter dem Patienten rechts, links und oberhalb des Kopfes abwechselnd platziert. Der Patient benennt den Ort der Geräuschquelle oder zeigt sie auf der Abbildung im Manual. Grobe Differenzen in der Hörleistung können so deutlich werden
Die Prüfung kann zu einer orientierenden Untersuchung bei Verdacht auf einen multimodalen Neglect weitergeführt werden. Nachdem die Hörfähigkeit des jeweiligen Ohres verifiziert ist, kann durch Doppelstimulation geprüft werden, ob es zu Extinktionen eines Ohres kommt.



Auditive Diskrimination - Alltagsgeräusche

Geräusche im Alltag haben Signalcharakter, d. h. sie tragen Bedeutung. Wir reagieren ständig auf Geräusche des Alltags, die eine Orientierungsreaktion und Sicherungsverhalten auslösen (Geräusch einer aufgehenden Tür) oder Information darüber geben, wo etwas Wichtiges außerhalb unseres Blickfeldes geschieht. Geräusche signalisieren auch Gefahren (z.B. Straßenverkehr) und versetzen uns in die Lage, gefährliche Situationen zu antizipieren und natürlich zu vermeiden. Alltagsgeräusche beziehen ihre Bedeutung aus gespeicherten Erfahrungen, d. h. sie sind eng mit Gedächtnisleistungen verknüpft. Der Alltag ist in diesem Fall sehr viel komplexer als die Untersuchungssituation. Im Alltag muss das Geräusch vor dem Hintergrund vieler anderer Geräusche diskriminiert und lokalisiert werden, es muss beurteilt werden, ob die Information vertraut oder unvertraut ist, wichtig oder unwichtig. Die Untersuchung des Erkennens von Alltagsgeräusche hat daher mehr den Schwerpunkt der Prüfung des Wiedererkennens von Geräuschen durch Zugriff auf die Speicherung.
Das Benennen des Geräusches (ohne die Abbildungen zu sehen) ist sehr viel schwieriger, weil es von ähnlichen Geräuschen unterschieden werden muß und die Antworten „hypothesenprüfenden“ Charakter bekommen.



Auditive Diskrimination - Lautunterscheidung

Die Aufgaben zur Lautunterscheidung prüfen die Genauigkeit, mit der sehr ähnliche sprachliche Formen diskriminiert werden können. Das Worttrio „Hose- Rose –Dose“ im Instruktionsitem z.B. unterscheidet sich nur im Anlaut. Aus den Bildern ist keine Information über das auditive Muster des Zielwortes zu erhalten. Zwei Worte sind immer sehr ähnlich und unterscheiden sich in einem Laut, das dritte Wort ist noch zum Teil ähnlich, unterscheidet sich aber nicht im Ziellaut.

Aufgabe 1: Uhr- Tor- Ohr
Aufgabe 2: Tanne- Tonne - Sonne
Aufgabe 3: Nadel- Nagel- Pudel
Aufgabe 4: Reiter- Leiter- Anker
Aufgabe 5: Pfeil- Beil- Bein



LESEN & SCHREIBEN

Lesen und Schreiben gehört zu den Kulturtechniken, die im muttersprachlichen Unterricht in der Schule gelernt worden sind. Bei fremdsprachlichen Patienten ist man auf die Mitarbeit von Angehörigen zur Befundung angewiesen. Störungen im Lesen werden subjektiv als einschränkender erlebt als Behinderungen beim Schreiben.

Worte / Satz lesen

Die Aufgaben sind gleich mit den Aufgaben zum Vorlesen im Manual SPRACHE, die Bewertungen können von dort übernommen werden.

Worte / Satz schreiben

Die Aufgaben zum Schreiben beginnen mit dem Abschreiben, d. h. dem Kopieren von Worten. Das erste Wort wird in Druckschrift abgeschrieben, das zweite Wort soll - wenn möglich - in Schreibschrift geschrieben werden, um den kinematischen Aspekt der Schrift zu prüfen. Ab der dritten Aufgabe wird nach Diktat geschrieben und der Patient kann selbst wählen, in welcher Form er schreibt. Aufgabe 5 umfasst einen ganzen Satz mit Anforderungen an das Arbeitsgedächtnis. Hier kann der Satz noch einmal wiederholt werden. Patienten fragen häufig nach , wie der Satz lautete.



Text vorlesen

Es wird ein Text mit unterschiedlichen Zeilenlängen und Zeilenanfängen zum Vorlesen vorgelegt, der im Manual LESEN & SCHREIBEN enthalten ist (Die Werte des Vorlesens der Geschichte werden nur einmal erhoben, aber in der Datenbank in das Formular für Lesen und Schreiben und in das Formular für Neglect eingetragen.). Die Cutting- Werte der Geschichte wurden mit den den Cutting- Werten der Rivermead- Geschichte ins Verhältnis gesetzt und ergeben so eine annähernde, klinisch aber brauchbare Zuordnung zu den Leistungsstufen.



ZAHLEN & RECHNEN

Rechnen gehört wie Lesen und Schreiben zu den Kulturtechniken, deren Alltagsrelevanz offensichtlich ist. Allein der Umgang mit Geld beim Einkaufen oder bei der Einteilung der Geldmittel für den Lebensunterhalt, für Freizeit und Anschaffungen unterstreicht die Wichtigkeit, die dem Umgang mit Zahlen – im Kopf oder schriftlich – zukommt.
Rechen bedeutet Ausführen kognitiver Handlungen (Operationen) mit Zahlen. Dem sukzessiven Charakter der Handlungsabfolgen mit Objekten in materiellen Geschehnissen (des Alltags) entspricht die sukzessive Abfolge von Operationen mit Operanden (Zahlen oder Symbolen) beim Rechnen. Beide Leistungen beanspruchen exekutive Funktionen und das Arbeitsgedächtnis, in dem die sukzessiven Schritte gespeichert und organisiert werden.
Zahlenverständnis und Rechnen wird mit räumlichen und sprachlichen Fähigkeiten in Zusammenhang gebracht. Es ist besonders störanfällig für Beeinträchtigungen der Hirnleistung , seien sie rechts- oder linkshemisphärisch betont. Rechenaufgaben stellen daher willkommene Prüfungen in globalen Kurzbefunden dar.
Im Bedside- Screening werden die wesentlichen Aspekte des Umgangs mit Zahlen und Rechenoperationen differenziert berücksichtigt: Die hierarchische Struktur von Zahlen (Ordnen), grundlegende Operationen mit Zahlen im Kopf unter Einbeziehung des Arbeitsgedächtnisses (Kopfrechnen und Kettenrechnungen), die Übersetzung sprachlich formulierter Sachverhalte in Rechenoperationen (Textaufgaben) und die Anwendung schriftlicher Rechenoperationen. Das Schwierigkeitsniveau übersteigt dabei nicht die Kenntnisse über die Grundschule hinaus.
Beim Rechnen sind keine Instruktionsitems vorhanden, da die Aktivität hauptsachlich im Kopf des Patienten stattfindet.

Zahlen lesen und schreiben

Es werden Zahlen mit eingebetteten Nullstellen zum Lesen und Schreiben vorgegeben. Die eingebetteten Nullstellen stellen höhere Anforderungen an die Rekonstruktion der Zahlenstruktur, weil sie nicht als Ziffer mitgesprochen werden, sondern ergänzt werden müssen.(z.B. „einhundertvier“ oder „einhundertundvier“).



Zahlen ordnen

Es sollen einstellige und zweistellige Zahlen in ihrer Abfolge geordnet werden. Im SKT z.B. sind alle Zahlen zweistellig. Für das Bedside- Screening wurde die Aufgabe vereinfacht durch eine Reihe von einstelligen Zahlen bis Zehn. Die zweite Reihe enthält zweistellige Zahlen, darunter einen „Zahlendreher“ (23 und 32).
Es gibt eine horizontal angeordnete Tafel sowie eine vertikal angeordnete Tafel für Patienten mit Gesichtsfeldproblemen / Neglect. Bei schwerem Neglect können die Zahlen auch in einer Kolonne untereinander angeordnet werden.
Eine Zeitmessung wie im SKT erfolgt nicht.



Kopfrechnen

Es werden drei Aufgaben zur Addition und Subtraktion gegeben, darunter eine Aufgabe mit zweistelligen Zahlen sowie zwei Aufgaben zur Division, die erfahrungsgemäß schwerer sind als Multiplikationsaufgaben, die im „Einmaleins“ auswendig gelernt werden können.
Alle Aufgaben stellen Anforderungn an das Arbeitsgedächtnis, in dem Zwischenergebnisse z.B. beim Zehnerübergang gehalten werden müssen.



Kettenrechnen

Kettenrechnungen steigern das Ausmaß an sukzessiven Schritten (Operationen) auf dem Weg zur Lösung und sind daher besonders anfällig für Störungen des Arbeitsgedächtnisses, das wiederum zentral mit den exekutiven Leistungen in Verbindung gebracht wird.

Textaufgaben

Während bei den üblichen Rechenaufgaben die Operationen durch die konventionellen Rechenzeichen (+/ *) angezeigt werden, besteht bei den Textaufgaben die Anforderung darin, die Rechenoperationen aus den sprachlich dargestellten Sachverhalten überhaupt erst zu extrahieren. Diese Übersetzungsarbeit ist besonders anfällig auch für leichtere Störungen des Sprachverständnis.
Der in der Testaufgabe dargestellte Sachverhalt muß in einen Rechenschritt (Aufgabe 1; 2 und 4), zwei sukzessive Rechenschritte (Aufgabe 3) oder drei Rechenschritte (Aufgabe 5) umkodiert werden.



Schriftliches Rechnen

Schriftliches Rechen greift in besonderem Maße auf gelerntes Wissen über Rechenhandlungen zurück. Probleme von Patienten bestehen häufig darin, daß sie die speziellen Operationen und räumlichen Anordnungen der Zahlen vor allem beim Subtrahieren, Multiplizieren und Dividieren nicht mehr angemesssen aus der Speicherung hervorholen können.



VERBALE ORIENTIERUNG

Zur Person, Situation, örtlich und zeitlich

Der Fragebogen zur verbalen Orientierung ist in Anlehnung an den „Orientierungsfragebogen“ aus dem Krhs. München-Bogenhausen gestaltet worden, wobei die Fragen für die Frühreha- Patienten etwas vereinfacht worden sind. Die Cutting- scores für normale Leistungen sind auf dem Testformular angegeben.
In der Frührehabilitation ist die Bewertung der verbalen Orientierung bei sprachfähigen Patienten kurz nach der Aufnahme des Patienten auf der Station immer ein Problem, da der Patient in der Regel über die neuen Informationen (vor allem zur Situation und zur Örtlichkeit) noch gar nicht verfügt, die im Fragebogen abgefragt werden. Der Bogenhausener Fragebogen ist für Patienten in der „stabilen Phase“ nach der Hirnschädigung entwickelt worden. Bei der Interpretation sollte dies mit berücksichtigt werden.



NEGLECT

visuelle Aufgaben

Grundlage des visuellen Neglect –Screenings ist der Albert-Test (Linien Durchstreichen), der auch im Rivermead Behavioral Inattention Test (BIT) und seiner deutschen Form (NET) enthalten und normiert ist. Die Testdurchführung ist entsprechend dem Manual des BIT bzw NET vorzunehmen. Ergänzt wird der Durchstreichtest durch das Linienhalbieren. Hier empfiehlt es sich, vom Bewertungsblatt (Kodierung 1-3 Punkte) für Abweichungen eine transparente Folie zu kopieren (VORSICHT!!: nur Folien verwenden, die heiß kopierfähig sind- normale Folien schmelzen grässlich im Kopierer) oder ausschneiden und auf Kartonleiste kleben.
Ergänzt wird die Durchstreichaufgabe durch das Vorlesen eines Textes mit unterschiedlichen Zeilenlängen und Zeilenanfängen, der auch im Manual LESEN & SCHREIBEN enthalten ist (Die Werte des Vorlesens der Geschichte werden nur einmal erhoben, aber in der Datenbank in das Formular für Lesen und Schreiben und in das Formular für Neglect eingetragen.). Die Cutting- Werte der Geschichte wurden mit den den Cutting- Werten der Rivermead- Geschichte ins Verhältnis gesetzt und ergeben so eine annähernde, klinisch aber brauchbare Zuordnung zu den Leistungsstufen. Die Geschichte ist recht sensibel für Neglect-Dyslexie.
Ergänzt wird das Screening durch zwei Uhren-Aufgaben – Analoguhr lesen (Zeigerstellung im linken bzw. rechten Teil des Zifferblattes, Instruktionsaufgabe in der Mitte zeigt 6 Uhr) und Uhr einzeichnen (Stunden einschreiben oder einzeichnen mit Strichen bei Aphasie). Weitere Suchaufgaben für grobe Neglectprüfungen (bedside) ergänzen das Screening.
Die Doppel-Simultan-Stimulation (SSD) in den Modalitäten visuell, auditiv und taktil ist nützlich, um Hinweise auf einen multimodalen Neglect zu erhalten.
Die Normen/Bewertungen für die Neglect Aufgaben sind im Manual „Bewertungen“ enthalten.

Taktile und haptische Aufgaben

Als Ergänzung der visuellen Aufgabe enthält das Burgauer Bedside- Screening weitere Aufgaben, die auf taktiler, haptischer oder haptisch- visueller Information aufbauen. Für die haptische bzw. haptisch- visuelle Aufgabe muss ein Steckbrett angefertigt werden. Das Steckbrett hat die Größe eines Din- A 3-Blattes. In das Brett werden Löcher gebohrt (10mm) , um ca. 5 cm lange Holzstifte hineinstecken zu können. Die Stifte ragen ca. 3 cm heraus und sind gut tastbar. Die Position der Löcher/ Stifte entspricht genau der Position der Linien (Mitte) aus der Aufgabe „Linien durchstreichen“ des BIT.
In der haptischen Version wird das Brett in einer das Tastbox vor den Patienten gelegt und er wird aufgefordert, alle Stifte herauszunehmen und an die Seite zu legen.
In der haptisch- visuellen Version der Aufgabe wird die Tastbox entfernt und der Patient wird aufgefordert, die herausgenommen Stifte wieder in die Löcher hineinzustecken.

Bei der Durchführung der haptischen Aufgabe ist in der Regel eine bessere Leistung gegenüber der visuellen Durchstreichaufgabe zu verzeichnen. Auch das anschließende Zurückstecken der Stifte in die gleiche Position, die beim Linien durchstreichen mit dem Stifte durchzustreichen ist, kann häufig eine verbesserte Leistung beobachtet werden. Eine genauere Untersuchung und Interpretation dieser klinischen Befunde steht noch aus. Abbildungen des Steckbretts und ein Video zu Aufgabendurchführung werden in der vollständigen Fassung der Handanweisung dargestellt.

Zur Abklärung eines taktilen Neglects werden fünf einfache Prüfungen zur taktilen Extinktion (DSS) durchgeführt, die im Testformular beschrieben werden.



VISUELL-KOGNITIVE LEISTUNGEN

Uhrzeiten analog

Das Erkennen der Uhrzeit gehört zu den „alltagsnahen“ visuell- kognitiven Aufgaben. Die Antwortmöglichkeit ist hier in der Regel das größere Problem der Untersuchung, um die Leistung selbst eindeutig einschätzen zu können. Daher wurde für das Screening besonderer Wert auf die Instruktion und verschiedene Antwortmöglichkeiten gelegt.



Überlappende Figuren

Die überlappenden Figuren, entsprechend den klassischen Aufgaben von Poppelreuther; bestehen in der Regel aus Umrissen von bekannten Gegenständen, die benannt werden müssen. Um das Benennen zu vermeiden, wurden Wiedererkennungsaufgaben entwickelt, bei denen die einzelnen Figuren des „Figurenhaufens“ am Bildrand gesondert aufgezeichnet sind und nonverbal gezeigt werden können. Die Anordnung ist horizontal ausgerichtet, um die Aufgabe für Neglecteinflüsse zu vereinfachen.Aufgabe 1: drei zweidimensionale Figuren

Aufgabe 2: drei zweidimensionale Figuren

Aufgabe 3: drei zweidimensionale Figuren

Aufgabe 4: vier Figuren - zwei zweidimensional, zwei dreidimensional (Körper)

Aufgabe 5: vier dreidimensionale Figuren (Körper)

Verdeckte Würfel zählen

Aufgaben zum Abzählen verdeckter Würfel prüfen das visuell-räumliche Vorstellungsvermögen unter Einbeziehung visuell- räumlicher Erfahrungen / Speicherungen. Im Unterschied zu Konstruktionsaufgaben wie dem Bloc- Design von Benton wird keine nonverbale Ausführung (Rekonstruktion) verlangt, sondern in der Regel eine verbale Antwort (eine Zahl als Ergebnis des Abzählens). Um die verbale (rechnerische) Leistungskomponente der Aufgabe möglichst klein zu halten, wurden Aufgaben entworfen, die beim Abzählen unterhalb des Zehnerübergangs bleiben.
Bei Aphasikern kann als Antwortmöglichkeit auch angeboten werden, die Anzahl der Würfel mit den gelben Holzwürfeln im Testkoffer darzustellen. Dabei ist darauf zu achten, dass nicht die Konstruktion auf der Vorlage nachgebaut werden soll, da diese Leistung wieder komplexer ist als das Abzählen. Der aphasische Patient soll lediglich die Anzahl der ermittelten Würfel durch eine Anhäufung / Aufreihung von gelben Holzwürfeln abbilden.

Aufgabe 1: 1 Würfel verdeckt von 4 Würfeln

Aufgabe 2: 1 Würfel verdeckt von 6 Würfeln

Aufgabe 3: 1 Würfel verdeckt von 9 Würfeln

Aufgabe 4: 2 Würfel verdeckt von 8 Würfeln

Aufgabe 5: 2 Würfel verdeckt von 10 Würfeln

VISUELL-KONSTRUKTIVE LEISTUNGEN

Mosaik-Blöcke

Für die Durchführung dieser Aufgabe sind vier Blöcke aus dem Mosaik-Test des HAWIE zu entnehmen und dem Testkoffer beizufügen.(falls nicht vorhanden, können 4 gelbe Würfel entsprechend mit blauen Flächen nachgefärbt werden). Die Screening- Aufgaben verwenden die gelb- blauen Muster der Mosaiktest-Würfel. Die Muster sind gegenüber dem Mosaiktest stark vereinfacht und werden vom Patienten ohne Zeitbeschränkung konstruiert.
Der Mosaik-Test in der Vollversion des HAWIE ist in der Durchführung in der Regel zeitaufwändig, weil Patienten in der Frührehabilitation bei dieser Aufgabe oft erstaunliche Probleme haben. Leistungseinbußen bereits in dieser Screeningaufgabe können als Hinweis auf größere Probleme in den visuell-konstruktiven Leistungen gewertet werden, die später weiter zu untersuchen sind.



Zeichnen

Aufgaben zum Abzeichnen gehören zum Standardrepertoir der Untersuchung visuell-konstruktiver Leistungen. Eine klassische, gut durchdachte Aufgabe ist z.B. die komplexe Figur von Rey. Beim Entwurf der Aufgaben für das Bedside- Screening wurde darauf geachtet, möglichst einfache Formen zu verwenden und die Schwierigkeit langsam zu steigern. Es sollten nur einfache motorische Fertigkeiten erforderlich sein, weiterhin sollten die Formen auch sensibel für Gesichtsfeldsausfälle und Neglect sein. Steht die Fragestellung „Neglect“ bei der Zeichenaufgabe nicht (oder nicht mehr) in Vordergrund, können dem Neglect- Patienten die Vorlagen „hochkant“ aufgeblättert werden.

Es wurden zweidimensionale und dreidimensionalen Figuren entworfenen bzw. als 5. Aufgabe der dreidimensionale Necker- Würfel übernommen.

Figur 1: waagerechte Linie, deren Enden und Mitte mit Querstrich zu versehen ist

Figur 2: zwei sich kreuzende Linien, an den Ende verbunden (zwei Dreiecke)

Figur 3: Kreisform mit eckigem Teilsegment auf der linken Seite

Figur 4: drei Vierecke, die in ihrer Anordnung / Perspektive eine dreidimensionale Figur (wie z.B. Streichholzschachtel) andeuten. Die Dreidimensionalität ist „linkslastig“.

Figur 5: dreidimensionaler Würfel mit sich durchkreuzenden Linien, zugleich Kippfigur
Die Kopie wird als richtig gewertet, wenn alle Teile der Figur an der richtigen Stelle wiedergegeben sind. Die Größenverhältnisse und auch Linienverhältnisse dürfen abweichen.

Erfahrungsgemäß haben Patienten mit dem Abzeichnen des Necker- Würfels die größten Schwierigkeiten, da bei dieser Figur die Komplexität stark zunimmt. Vermutlich sind hier ähnliche Prozesse der visuellen Analyse und Synthese gefordert wie bei den komplexeren Mustern der Mosaik-Blöcke. Die Aufgabe kann bei größeren Schwierigkeiten natürlich abgebrochen werden.


GEDÄCHTNIS

Merkspannen

Die Merkspannen im Formular MERKSPANNEN / KZG umfassen verbale und nonverbale (nv) Spannen. Die üblicherweise vorhandenen verbalen Merkspannen wurden im Screening ergänzt durch mehrere nonverbale Aufgaben für aphasische Patienten.
Für die Merkspannen gilt Miller`s berühmte Definition der Kapazität des Kurzzeitgedächtnis “seven plus or minus two“. Die Bewertungstabellen (Störungsgrade) für die Merkspannen im Manual Testformulare sind aus „Hausnormen“ für zwei Altersstufen definiert (u.a. aus München-Bogenhausen) , die sich als sehr praktikabel erwiesen haben und anderen Normierungen (Berliner Amnesietest BAT, Wechsler SM-R) entsprechen.Die Aufgabe zur Wortspanne (aus München-Bogenhausen) kann durch die Leistung im 1. Durchgang (DG1) der „10-Wortliste“ (s.u.) ersetzt werden.

Die Zahlenspanne wird in der einfacheren Version „vorwärts“ geprüft, es wird die Zahlenspanne der WSM-R durchgeführt

Für die Blockspanne wird die von Schellig entwickelte Form durchgeführt.

Die Bilderspanne wurde in Anlehnung an den SKT entwickelt, aber auf 10 Items reduziert, um sie mit der Wortspanne auf eine Ebene zu stellen. Anders als im SKT wird nur die unmittelbare Wiedergabe (Reproduktion und Wiedererkennen) geprüft. Bei Aphasikern kann auch nur das Wiedererkennen als Teilaufgabe genommen werden.

Bei den Benton-Figuren des Benton Test werden alle 15 Figuren des Heft 1 vorgelegt. Der Modus ist Anschauen (ca. 5 Sekunden) und nach dem Umblättern Auswahl durch Zeigen.

Die Musterspanne ist in Anlehnung an eine ähnliche nonverbale, visuell-räumliche Merkaufgabe im Berliner Amnesie-Test (BAT) entwickelt worden, hier aber reduziert auf eine 9-Felder- Tafel (BAT= 16 Felder-Tafel) . Auch sind die Muster vereinfacht worden und es werden nur 5 statt 10 Items gegeben. Da die Musterspanne kürzer und einfacher ist, kann sie gut vor dem Benton Test durchgeführt werden.

Bei der Aufgabe zur verbalen Interferenz nach Luria wird der Patient aufgefordert, sich die ersten drei Worte zu merken („Merken Sie sich die folgenden Worte gut“), sie werden wiederholt. „ Nun merken sie sich die folgenden Worte“ Es werden die drei Worte unter dem Strich vorgegeben. Danach: „Wie hießen die ersten Worte? Wie die letzten Worte“ (Anzahl der Worte nicht nennen)

Kurzgeschichte



Die im Screening enthaltene Burgauer Kurzgeschichte ist mit dem Umfang von 20 zählbaren Items den Kurzgeschichten anderer Tests (z.B. Rivermead BMT, WSM-R) angeglichen. Die Kurzgeschichte ist aber von der Wortanzahl her kürzer, die zu reproduzierenden Items bestehen aus jeweils 1 Wort. Die Items sind entlang einem einfach verstehbaren Handlungsfaden aufgereiht. Die Geschichten A und B sind vom Inhalt her verschieden, aber in die gleiche Erzählstruktur eingewoben. Die Geschichten enthalten verbale Information überNamen (Personen, Gasthäuser)

Zeitbestimmung (Tagesabschnitt, Uhrzeit)

Ziel(orte): (Markt/Dorf)

Fortbewegung (Fahrrad, Pferd)

Objekte (Hühner, Stuhlbeine)

Eigenschaften (gackernd, zerbrochen)

Zahlen (drei)

Beweggründe (Aufwärmen, Gewitter)

Konsumhandlung (Tee, Wasser trinken)

Überraschende Veränderung (Korb leer, Sattel leer)

Abschlussfrage.
Die Geschichte wird unmittelbar, nach 30 Minuten und 24 Stunden (nächster Tag) abgefragt. Es wird die spontane Reproduktion (free recall) und die Leistung mit strukturiertem Nachfragen geprüft.
Nur beim free recall wird in der Auswertung die Nennung des Originalitems (kursiv im Text), eine noch 1-Punkt- Antwort und eine ½ Punkt Antwort (Bewertungsblatt im Testkoffer) gezählt. Beim strukturierten Nachfragen wird nur die Erinnerung des Originalitems gezählt.

Die Erinnerungsleistung mit strukturiertem Nachfragen gibt wertvolle Hinweise auf Störungen der Reproduktion als Gedächtnishandlung bzw. auf den exekutiven Aspekt der Reproduktionshandlung. Patienten, die beim freien Reproduzieren wenige Items erinnern und bei denen die Handlungsstruktur der Geschichte zerfallen ist, erinnern mit strukturiertem Nachfragen oftmals noch erstaunlich viele Einzelheiten, in der Regel sogar die Originalitems. Dies weist darauf hin, dass hier vor allem der Zugriff auf die Speicherung (als Prozeß) gestört ist, weniger die Speicherung selbst. Das Nachfragen durch den Untersucher strukturiert den Zugriff und stößt ihn an, und der Patient bekommt Zutritt zu den gespeicherten Inhalten. Unter diesen Störungsaspekt fallen vermutlich auch die nicht- aphasischen Sprachstörungen mit frontaler Komponente oder Probleme im Rahmen eines abklingenden Durchgangssyndroms.

Beim Nachfragen kann an bereits reproduzierte Items und Inhalte angeknüpft werden. Es sollten dabei offene, aber gezielte Fragen formuliert werden, die keinen indirekten Hinweis auf das Originalitem enthalten.

Wortliste

Die Wortliste ist eine Lernaufgabe, in der die Items mehrfach wiederholt werden. Ihr entspricht im Alltag z.B. eine Einkaufsliste, bei der aber zusätzlich sinnvolle Cluster gebildet werden können. Die Items der Wortliste haben keinen derartigen sinnhaften Bezug. Der Lernerfolg ist auch von der Lernstrategie abhängig, enthält daher auch exekutive Aspekte. Luria (1992) hat in diesem Zusammenhang auf typische Lernkurven von Patienten mit schwerer exekutiver Dysfunktion (ehem. Frontalhirnsyndrom) hingewiesen, die auch nach 10x Darbietung nicht über die Merkspanne hinausgingen. Die Wortspannne bildet einen anderen Gedächtnisaspekt ab als die Kurzgeschichte, Leistungsdissoziationen zwischen beiden Aufgaben sind nicht selten (die Auswertung einer Patientenstichprobe (N= 85) ist in Vorbereitung).
Die hier verwandte 10-Wortliste entspricht der von Luria veröffentlichten Liste (Luria, 1970, 1992), die aber vom ihm nicht normiert wurde. Die B-Version der Liste enthält Items der alten 15-Wortliste von Rey und ist für Nachuntersuchungen geeignet.
Für unsere Form der Durchführung und Auswertung der 10-Wortliste wurden Normen an einer Kontrollgruppe (N=56) erhoben Die Leistungsbewertung erfolgt aufgrund eines Altereffektes für zwei Altergruppen (< 60 und > 60) und ist im Manual für Formulare abgedruckt und in der Datenbank hinterlegt.
Inzwischen ist der Verbale Lern- und Merkfähigkeitstest VLMT als normierte 15-Wortliste erschienen. Er ist im Umfang und in der Durchführung (Interferenzliste) aufwändiger und kann gut für eine spätere Befundung „aufgespart“ werden. Die 10-Wortliste eignet sich vor allem für ein Screening in der frühen Phase und ist mit 5 Durchgängen schnell durchführbar. Die Durchgänge 6-10 können durchgeführt werden, wenn die Überprüfung einer „Ermüdungskurve“ oder eines „Lernplateaus“ von Interesse ist (s. Luria, 1992).

Nonverbale Liste

Die nonverbale Liste ist eine Rekonstruktionsaufgabe, die keine Anforderungen an verbale Reproduktionsleistungen stellt. Mit 10 Items ist sie vergleichbar der Wortliste und Bilderspanne. Die nonverbale Liste ist nur halb standardisierbar, da sie von den jeweiligen Raumbedingungen abhängt und entsprechend umgestaltet werden muß.

Aufgabenbeschreibung:

In einer Ablagebox oder Schachtel befinden sich 10 bekannte Gegenstände (s. Testformular, Gegenstände austauschbar), die dem Patienten gezeigt werden. Er kann sie anschauen, berühren, in die Hand nehmen . Die Gegenstände müssen nicht benannt werden.
Mit der Aufmerksamkeit des Patienten ( er wird aufgefordert, genau zuzuschauen) werden die Gegenstände an verschiedene Orte des Zimmers ( Arbeitszimmer d. Pychologen) platziert. Zunächst werden fünf Gegenstände sichtbar an 5 Orte verteilt (Regale. Tische usw., auch für Rollstuhlfahrer noch erreichbar). Anschließend werden fünf Gegenstände an 2 Orte gelegt (1x3 und 1x 2), an denen sie nicht mehr sichtbar sind (z.B. Schubladen, Schachteln) – angefüllt mit vielen Gegenständen (möglichst die „Kruschtelschubladen“ mit vielen brauchbaren und lange nicht gebrauchten Dingen).

Nach dem Verteilen wird dem Patienten die Ablageschachtel in die Hand gegeben mit der Aufforderung, die 10 Gegenstände wieder einzusammeln. Als Hilfe kann die Schachtel vom Untersucher gehalten werden, es können auch Gegenstände herangeholt werden, auf die der Patient zeigt. Rollstuhlfahrern wird Hilfe beim Navigieren im Zimmer gegeben.
Der Untersucher kann Hilfen/ Hinweise geben, wenn der Patient den Ort der nicht sichtbaren Gegenstände nicht erinnert. Die Gegenstände müssen dann immer noch aus einer Ansammlung vieler Gegenstände selektiert werden. Richtige Gegenstände werden dann noch mit einem ½ Punkt bewertet.
Das Scoring erfolgt entsprechend der Beschreibung auf dem Testformular. Eine Wiederholung erfolgt nach 30 Minuten und 24 Stunden wie bei der Wortliste.

Die Rekonstruktionsleistung der nonverbalen Liste ist einfacher als die Reproduktion der Wortliste. Andererseits wird die Wortliste insgesamt 7x vorgegeben, die nonverbale Liste nur 3x. Ein Vergleich der Leistung in beiden Listen wurde noch nicht durchgeführt, da die nonverbale Liste bei Nicht-Aphasikern in der Regel nicht durchgeführt wurde.

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