Der „Kleine Planungstest“ (kPT) - Burgauer Version - ist eine veränderte Version des „Kleinen Planungstest“ der Neuropsychologischen Abteilung München-Bogenhausen, der dort wiederum die einfachste paper-pencil-Version verschiedener in Erprobung befindlicher Planungstests vom Typ „Zeitplanung - Besorgungslisten“ war (vergl. v.Cramon : Planen und Handeln.In: Cramon u. Zihl, 1988).
Die Burgauer Version ist eine Anpassung des Aufgabentyps „Besorgungsliste“ an Patienten der Früh- und Weiterführenden Rehabilitation, die oft graphomotorisch behindert sind und bei der Burgauer Version nicht mehr schreiben müssen. Neben der Veränderung einiger Besorgungen / Öffnungszeiten sind das äußere Design der Blattversion, das Auswertungsschema und die klinische Bewertung der Leistungen (Profilwerte) aus der mehrjährigen Erfahrung mit Patienten in Burgau entstanden. Insofern handelt es sich mittlerweile um eine eigenständige Planungstestversion vom Typ „Zeitplanung - Besorgungslisten“. Für den Burgauer Planungstest liegt eine Grobnormierung mit 56 Kontrollen (Alter 20 –80 Jahre) vor.
Der Alltagsbezug des Verbalen Planungstest besteht in der Planung einer zeitlichen Reihenfolge , in der mehrere Erledigungen innerhalb eines zur Verfügung stehenden Zeitumfangs zu organisieren sind. Im Alltag sind in der Regel neben den Öffnungszeiten noch Wegezeiten und Zeiten für die Erledigung selbst mit einzuplanen incl. oft unwägbarer Wartezeiten bei Ämtern , beim Friseur usw. Insofern ist die Realität komplexer als der Test, der dafür wiederum mehr Besorgungen als an einem Nachmittag üblich enthält.
Bei ausreichendem Visus und intaktem zentralen Gesichtsfeld setzt der Test als verbale Aufgabe Sprachverständnis (Lesesinnverständnis) voraus, die vorher gesondert in der Testung abgeklärt sein müssen.
Im Speziellen erfordert der Verbale Planungstest als perzeptive und kognitive Leistungen
die Extraktion verbaler Information aus der Besorgungsliste in Verbindung mit der visuelle Analyse des Tätigkeitsfeldes und der beschriebenen Einzelheiten (Liste, Termine, Schildchen) = visuelle + verbale InformationsanalyseVerständnis der Aufgabe, eine Abfolge von Einzelhandlungen auf ein Ziel hin auszuführen (10 Schilder nacheinander links in den Terminplan zu setzen)Kompetenz, die Handlungsabfolgen auch durchzuführen (Prüfung an den Instruktionsbeispielen.) - dabei Beachtung relevanter verbaler Information (Öffnungszeit und Terminplaneinheiten) als Bedingung/ Regel für fehlerfreies Erreichen des Zieles die Überprüfung/ Kontrolle, ob das Ziel ohne Fehler erreicht wurde
Gesunde Probanden bearbeiten den Test in wenigen Minuten (2-3). Es mag überraschen, dass gesunde Probanden in der Leistung streuen und Fehler bei der Zuordnung der Besorgungen zu den Terminen machen. Zwar liegt der Mittelwert bei < 1 Fehler und der Median bei 0 Fehlern, trotzdem ergabt sich eine Streuung von 1,5 Fehlern in unserer Kontrollstichprobe (bei fehlendem Alterseffekt). Wir haben daher die Durchschnittsleistung großzügig <= 2 Fehler bewertet und den cutting-score für auffällige Leistungen bei 3 und mehr Fehlern angesetzt.
Ein Grund für die die Leistungsstreuung bei den Kontrollen lag vermutlich an der damals nur verbalen Instruktion, die in der jetzt vorliegenden Form durch Instruktionsitems und das Instruktionsmanual verbessert wurde. Es gibt jetzt ein eigenes Instruktionsblatt auf der Rückseite mit zwei Instruktionsitems (Optiker, Theaterkasse) und die Möglichkeit, durch Demonstration am Blatt und im Manual die Spanne der Öffnungszeiten „von ....bis...“ und die Auswahlmöglichkeiten besser zu verdeutlichen. Eine typische Fehlerart besteht darin, Anfang und Ende eines Termins nicht zu unterscheiden und das Schild eine Zeile tiefer oder höher zu plazieren.
Es hat sich als aufwendig herausgestellt, fehlerhaft eingeordnete Besorgungen vollständig von den Patienten selbst korrigieren zu lassen, nachdem sie die Aufgabe beendet haben und auch bei Nachfrage, ao alles richtig ist, keine Überprüfung mehr durchführen. Die Korrektur ist weitaus komplexer, da hier Umwege beim Umordnen gegangen werden müssen, die viele Patienten nicht vorausplanen können ( diese Leistungen mißt z.B. der Turm von Hanoi als gesonderte Aufgabe ganz gut) Es entstehen schon ähnliche Probleme, wenn die letzte oder vorletzte Besorgung nicht mehr in die freie Zeitplanlücke paßt und zum Erreichen des Zieles (im Verständnis beim Patienten vorhanden) Schilder umgeordnet werden müssen. Nicht selten versagen hier Patienten, diese Umwege als Handlungsfolgen zu organisieren und benötigen Hilfe.
Trotzdem ist im Hinblick auf die Alltagsrelevanz das Erreichen des Zieles ein wichtiges, wenn nicht das wichtigste Kriterium. Wer im beruflichen Alltag nicht auffällig werden will, darf sich nur selten Fehler leisten. Die Kontrolle der eigenen Arbeit auf Fehlerfreiheit ist daher ein wichtiges Kriterium.
In einer Überarbeitung des Planungstest ab 2001 wurde deshalb die Kategorie „Ziel erreicht“ neu eingefügt. Sie kodiert zunächst, ob überhaupt eine Fehlerüberprüfung spontan erfolgt oder erst nach Erinnerung, des Weiteren, ob dabei neue Fehler entstehen und bei der Korrektur ein „Chaos“ entsteht. In diesem Fall kann vorzeitig beendet werden.
Angeglichen an die Patienten wurde in der Kontrollgruppe (vor 2001) die Aufgabe beendet,wenn alle 10 Schilder gesetzt wurden. Es kann nur vermutet werden, daß die Kontrollen bei der jetzt verbesserten Instruktion gemachte Fehler entweder spontan korrigiert hätten oder nach Aufforderung und daß nur ein sehr geringer Anteil an Kontrollpersonen bei der Korrektur neue Fehler machen. In der Statistik bis 2001 fehlt daher die Kategorie „Ziel“. Aus diesem Grund wurden bei den Patienten beim Planungstest zwei Patientenstichproben ausgewertet, die sich durch den Wechsel in der beschriebenen Auswertung ergeben.
Nach unseren Erfahrungen differenziert der Test gut bei Patienten mit schweren Hirnschädigungen in der Frührehabilitation und unmittelbar daran anschließenden weiterführenden (postprimären) Rehabilitation. Erhöhte Fehlerzahl und Schwierigkeiten (erhöhter Zeitaufwand und Hilfen) bei der Ausführung des Verbalen Planungstest sind daher immer als deutliche Hinweise auf Planungsstörungen bzw. exekutive Störungen zu werten . Der Planungstest sollte aber nie als alleiniger Test für Planungsleistungen gegeben werden, sondern sollte ergänzt werden durch weitere Tests für die Untersuchung exekutiver Leistungen und durch Beobachtungen der Planungs- und Problemlösefähigkeiten des Patienten bei der Ausführung von Alltagsgeschehnissen.
Für den Burgauer kleinen Planungstest liegt eine Grobnormierung mit 56 Kontrollen (Alter 20 –80 Jahre) vor.
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Die Auswertung und klinische Bewertung der Leistung erfordert ein Abwägen der einzelnen Aspekte des Planungsprozesses in einem klinischen Urteil. Insofern sind Auswertungen von Planungstests immer komplexer als z.B. die Auswertung von Aufmerksamkeitsleistungen nach Reaktionszeit und Fehlern.
Das größte Gewicht kommt im Planungstest dem Aspekt Ziel erreicht zu. Ein zweiter Aspekt ist die Fehlerhäufigkeit, der dritte Aspekt die benötigten Hilfen. Der Zeitbedarf spielt eine untergeordnete Rolle, da hier da hier assoziierte Störungen (z.B. Seh- und Lesestörungen) oder ein allgemein verlangsamtes Arbeitstempo nicht selten mit hineinspielen. Keine Rolle spielt die Anzahl der Züge.
Ein entscheidender Unterschied zwischen Patienten und gesunden Personen besteht nicht darin, überhaupt Zuordnungsfehler zu machen (bis zu 2 liegen ja im Durchschnittsbereich), sondern im Erreichen des Zieles, d.h. im Kriterium, ob am Schluß alle Schilder richtig eingeordnet sind.
Patienten zeigen als Verhalten häufig
- keine spontane Schlußkontrolle, ob alles richtig ist
- die Antwort „Ja“, auf die Frage ob alles richtig ist, ohne die Frage zum Anlaß zu nehmen, nachzukontrollieren. Das tun aber in der Regel gesunde Personen.
- eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber Fehlern, vor allem wenn das letzte Schild nicht paßt. Dies wird dann in das freie Feld gelegt, auch wenn die Zeit nicht richtig ist
- ein Aufgeben, wenn das letzte Schild nicht paßt und nun alles noch einmal durchgegangen werden muß.
Die Gesamtleistung ergibt sich – rechnerisch – als Quotient dieser drei Bewertungsaspekte aus einer Formel.
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